Freud  -  Psychoanalyse
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Unserer Gesellschaft gerecht werdend muss Pädagogik
> die Bedingungen der Möglichkeit von Mündigkeit und Demokratie ergründen und erkunden, sie überzeugend inszenieren und gelingend erlebbar machen.
Wenn es also - anders ausgedrückt - Aufgabe der Pädagogik ist,
> all die Zusammenhänge zu erforschen, die den Weg hilfreich begleiten können, wie aus noch kleinen unmündigen Menschen mündige Erwachsene werden, die unser demokratisches Gemeinwesen aktiv unterstützen und fortentwickeln,
dann stellt sich im Blick auf das Thema Psychoanalyse die Frage, was Freud hierzu Zielführendes beitragen kann.


Pädagog*innen und  Eltern benötigen, um Säuglingen und Kleinkindern gerecht werden zu können, Informationen darüber, wann und wie die Persönlichkeitsentwicklung startet. Sie müssen um die Stunde Null der Persönlichkeitsentwicklung wissen, damit von Anfang an nichts falsch gemacht wird. Denn viele Erziehungsdramen entstehen daraus, dass aus großer Liebe zum eigenen Kind, aber aus pädagogischer Unkenntnis fatale Fehler gemacht werden.

Wie die Persönlichkeitsentwicklung startet, wird im Pädagogikunterricht im Kern an Freud, Erikson und Piaget thematisiert. Freud steht dabei auch historisch für einen völlig neuen Blick auf den Menschen und seine psychische Entwicklung. Wie Darwin die Biologie und Galileo die Astronomie revolutionierte, so revolutionierte Freud den Blick auf den Menschen. Diese neue Sicht umfasst zwei große Themenbereiche:

(1) Psychischer Apparat

In dem Bemühen, immer wiederkehrende rational nicht erklärbare Verhalten von Menschen zu therapieren und diese Menschen nicht als Gestörte letztlich wegzusperren, entwickelte Freud seine Vorstellung vom sogenannten psychischen Apparat des Menschen. In diesem Gedankenkonstrukt spielen die Begriffe BEWUSST, UNBEWUSST und VORBEWUSST, die Begriffe ES, ICH und ÜBER-ICH sowie VERDRÄNGUNG eine wesentliche Rolle. Genaueres hier.

Wie sich der psychische Apparat im Menschen langsam entwickelt beschreibt das Phasenmodell:

(2) Phasenmodell

In der Phasentabelle wird dargelegt, wie sich ES, ICH und ÜBER-ICH in drei frühen Phasen, ORAL  -  ANAL  -  PHALLISCH, entwickeln, wobei vorausgesetzt wird, dass das ES schon zu Beginn der oralen Phase vorhanden ist.

Um die Phasentabelle richtig zu lesen, muss man wissen, wie entlang ihre Spaltenüberschiften zu argumentieren ist:

Phase Erogene Zone Grundmodalität Förderliches Verhalten Hinderliches Verhalten Denkbare negative Folgen !!!!!! und ??????

Der Phasenfortschritt hat einen entwicklungsbedingten Hintergrund. Er ist biologisch reifemäßig und nicht sozial bedingt: Verlagert sich die erogene, die lustbefriedigende Zone, beginnt die nächste Phase. Die jeweilige erogene Zone bestimmt die Grundmodalität ihrer Phase und macht Erzieher*nnen deutlich, wie sich in der "Lustlage" der jeweiligen Phase förderliches oder hinderliches Verhalten erklärt. Hinderliches Verhalten kann zu denkbar negativen Folgen führen, nämlich zu Verdrängungen und entsprechend neurotisch zwanghaftem Verhalten. Dann folgen in der Tabellenzeile ggfs. noch spezifische Ruf- und Fragezeichen. Die Phasentabelle im Detail hier.

Die Phasenfortentwicklung orientiert sich also an den erogenen Zonen, was gut klärt, warum bei Freud von psychosexueller Entwicklung die Rede ist. Dass der Mensch ein psychosexuelles Wesen sei, ist hier die anthropologische Grundanahme. Bei Erikson werden wir von einem psychosozialen Wesen sprechen.









PSYCHISCHER APPARAT





PHASENTABELLE





Diverse Schaubilder




Grundlagentext


Klausurbeispiel









Wesentliche Vernetzungen mit anderen Themen:

Erikson:
Von Erikson her gedacht werden bei Freud Eriksons psychoanalytischen Wurzeln sichtbar. Erikson machte seine psychoanalytische Lehranalyse bei Anna Freud. Sein Phasenmodell argumentiert nicht aus psychosexueller Perspektive, sondern aus psychosozialer Perspektive. In der oralen Phase geht es ihm um Urvertrauen gegen Urmisstrauen, in der analen Phase um Autonomie gegen Scham & Zweifel und in der phallischen Phase um Intiative gegen Schuldgefühle. Man sieht bei Vertrauen gegen Misstrauen geht um das ES in seinem Verhältnis zu seinen Bezugspersonen, von denen es noch völlig abhängig ist, bei Autonomie gegen Scham & Zweifel geht es um das ICH, das um seine Autonomie ringt und bangt, aber im misslingenden Fall noch keine Schuld, sondern nur Scham und Zweifel empfindet, während es bei Intiative gegen Schuldgefühle dann um Schuldempfinden geht, das nur im Zusammenhang mit einem ÜBER-ICH denkbar ist. So beginnt bei Erikson ganz früh die Geschichte einer Identitätsentwicklung zwischen ICH-Stärke oder Ich-Schwäche, zwischen Maladaption und Malignität.

Piaget: Von Piaget her nach Freud/Erikson gedacht interessiert dort auch die früheste Entwicklung von Ich und Ich-Stärke. Piaget hat dabei aber die kognitive Entwicklung des Menschen im Visier und beschreibt detailliert, wie rasch aus instinktivem, rein reflexbedingtem Verhalten zweckorientiertes Verhalten eines Ich wird, das aus seinem Empfinden heraus das bewusst wiederholend tut, was ihm problemlösend und somit befriedigend erscheint. Piaget spricht hier zwar nicht von lustbefriedigend, wie wohl der Abstand dazu gering ist.

Schäfer:
Von Schäfer her nach Freud/Erikson/Piaget gedacht interessiert dort auch die früheste Entwicklung von Ich und Ich-Stärke, mit Blick auf Erikson speziell im (psycho-)sozialen Bezug. Denn Schäfer beschreibt detailliert, wie sich Sprache im sozialen Kontext erstentwickelt. Es erhalten nicht wie Piaget die einzelnen Dinge nach und nach ihre zugehörigen Begriffe, sondern in gemeinsamen Mutter-Kind-Situationen und -Erlebnissen erhalten diese und die Dinge, die in dieser Kommunikation in den gemeinsamen Blick rücken, ihre gemeinsame situative Bedeutung. In diesen Situationen beginnt wechselseitige Kommunikation, in der damit verknüpfte Lautfolgen langsam ihren Zeichen- und Symbolcharakter entwickeln.

Hier leuchtet der zentrale Satz Meads durch, dass Bedeutungen in sozialer Interaktion entstehen. So kann bei Mead das gleiche Ding oder Wesen, z.B. Kuh, bei uns Schlachtvieh sein, während es in Indien als heilig gilt. Nicht die Dinge bestimmen ihre Bedeutung, sondern ihre Bedeutungen entspringen der sozialen Interaktion.

Mead: Von Mead her gedacht interessiert bei Freud die Aufgabe des ICH zwischen ES und ÜBER-ICH. Aus kommunikations- und rollentheoretischer Perspektive ist die Position des SELF zwischen I und ME vergleichbar. Mit gleicher Argumentation können auch die folgenden Themen so in Verbindung gebracht werden, wie sie von der Hurrelmannseite her bekannt sind:

Hurrelmann Prod. Realitätsverarbeiter Individuation Integration Ich-Identität
Freud Triebwesen ES ÜBER-ICH Ich
Erikson Psychosoziales Wesen Maladaption/Fehlentwicklung Malignität Ausbalancierte Ich-Identität
Mead Kommunikationswesen I ME SELF
Piaget Lernwesen Assimilation Akkomodation Adaptation

Vorschulchancen: Vom Thema "Chancen und Grenzen pädagogischer Einwirkung in Vorschuleinrichtungen" her wird im Blick auf Freud und die anderen hier genannten Vernetzungen sehr deutlich, wie hoch einerseits die Bedeutung der Vorschuleinrichtungen ist, da in der frühen Kindheit enorm viel grundgelegt und "grundvermasselt" werden kann. Deswegen ist hohe Professionalität notwendig. Schüler*innen, die in Erzieherberufe gegangen sind, bestätigen immer wieder, wie sehr ihnen der Pädagogikunterricht geholfen hat, in der Erzieherausbildung durchzustarten. Andererseits stehen auch die Pädagog*innen in den Vorschuleinrichtungen immer wieder in Kontakt zu Eltern, die vieles ggfs. aus Liebe gepaart mit Unkenntnis falsch gemacht haben.

Der Verband der Padogogiklehrer*innen kämpft deshalb um die Einführung des Faches Pädagogik in der Sekundarstufe I. Denn genauso, wie alle Grundkenntnisse im Rechnen benötigen, benötigen wir alle auch Kenntnisse dazu, wie wir unsere Liebe in die Kleinen richtig und zielgerichtet investieren.
Erikson




Piaget




Schäfer




Mead




Produktive
Realitätsverarbeitung






Chancen und Grenzen
pädagogischer Einwirkungen
in Vorschuleinrichtungen