Wolfgang Klafki
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Klausurtechnik
Unserer Gesellschaft gerecht werdend muss Pädagogik
> die Bedingungen der Möglichkeit von Mündigkeit und Demokratie ergründen und erkunden, sie überzeugend inszenieren und gelingend erlebbar machen.
Wenn es also - anders ausgedrückt - Aufgabe der Pädagogik ist,
> all die Zusammenhänge zu erforschen, die den Weg hilfreich begleiten können, wie aus noch kleinen unmündigen Menschen mündige Erwachsene werden, die unser demokratisches Gemeinwesen aktiv unterstützen und fortentwickeln,
dann stellt sich im Blick auf das Thema Klafki die Frage, was die bildungstheoretische und später kritisch konstruktive Didaktik hierzu Zielführendes beitragen kann.


Pädagog*innen mit zuvor genannten Erkenntnisinteressen erwarten sicher viel von einer Theorie die "Bildung als Ausbildung von Selbstbestimmungs-, Mitbestimmungs- und Solidaritätsfähigkeit" verstanden wissen will. Im zweiten Zugriff müssen Pädagog*innen eine thematische Fokussierung auf Didaktik, bildungstheoretisch oder kritisch konstruktiv, als konzentrierenden oder einengenden Blickwinkel zur Kenntnis nehmen.

Klafki geht es besonders um die in der Schule zu thematisierenden Inhalte, damit sein o.g. Bildungsziel sich im Horizont ausgewiesen wichtiger Fächer in den Schüler*innen festigt und ihre Überzeugungen leitet. Klafki setzt nicht nur auf materiale, sondern auch auf formale Bildung. Beiden Pole, dialektisch miteinander verschränkt, machen ihm zufolge das aus, was Klafki kategoriale Bildung nennt. So geht es dann darum, "epochaltypische Probleme" an würdigen Themen kategorialer Bildung in der Schule so zur Sprache und ins Bedenken zu bringen, dass die eingangs genannten Bildungsziele sich in den Schüler*innen nicht nur wissens-, sondern auch einstellungsmäßig spiegeln.

Hierzu geeignete Inhalte sind nach Klafki solche, die epochaltypische Probleme exemplarisch spiegeln und zwar auf elementare Art und Weise. Exemplarisch und elementar zugleich meint dabei mehr als nur irgendwie beispielhaft. Es soll vielmehr um ein Phänomen gehen, das keinen nur singulären Blick auf das epochaltypische Problem erlaubt, sondern eher eine multiperspektivische Sicht auf den zentralen Problemkern ermöglicht und diesen so umfassend erleuchtet, dass das Bildungserlebnis der involvierten Schüler*innen in ihnen Erkenntnisse auszulösen vermag, die für sie so fundamental sind, dass sie nicht bloßes Wissen, sondern Einstellung, Haltung und Antrieb zur Folge haben.

Einerseits können Pädagog*innen diesem Ansatz und seiner Zielvorgabe nur umfänglich zustimmen. Andererseits bietet ihnen der Ansatz aber auch die heikle Möglichkeit, für sich selbst eine pädagogische Führungsaufgabe einzufordern. Einerseits ist das durchaus berechtigt. Denn eingangs wird es nicht ohne Führung gehen. Wenn andererseits aber ausgangs "Selbstbestimmungs-, Mitbestimmungs- und Solidaritätsfähigkeit" wirklich entstehen soll, ist es unterwegs dringend notwendig, konsequent und rechtzeitig Just-Community-Haftes mit ins Schulspiel zu bringen. Denn so kann das Klafkische Bildungsziel deutlich mehr als nur ein fundamental theoretisches Bildungserlebnis in der Gedankenwelt werden, sondern sich zusätzlich auch im Schulleben als ein sozial erfolgreiches Realerlebnis erweisen und so deutlich mehr zielgemäße Überzeugungskräfte generieren.

Lehrer*innen könnte hier zugerufen werden: "Nur wer lebt, was er unterrichtet, überzeugt wirklich." Das tun sehr viele. Aber denen, die Schule organisieren, muss dringlich deutlich gemacht werden, dass das den Lehrer*innen Zugerufene mehr sein muss als deren persönliche Pädagog*innen-Attitüde, sondern Kern einer demokratischen Schulverfassung, die das Demokratische strukturell festschreibt und einforderbar macht, so dass seine Existenz nicht einzig an gutmeinenden Lehrer*innen hängt.

Salopp ausgedrückt: Klafki ist schon super, aber mit Kohlberg wäre da noch einiges zu toppen. Das kann am Beispiel "Fridays for Future" gut deutlich werden. Denn was epochaltypische Probleme sind, kann nicht allein schulextern bestimmt werden und schon gar nicht von Frau Gebauer und ihren Bildungsbürokraten, die Schule "top down" im Griff halten und denen echtes "bottom up" ein Graus ist.

FAZIT: Heranwachsende Schüler*innen müssen schulverfassungsmäßig mehr und mehr verantwortlich miteinbezogen werden. ODER: Mit zunehmender Mündigkeit der Schüler*innen muss die Führungsrolle der Pädagog*innen kontrollierbar abnehmen.
Bildungstheoretische Didaktik




Katergoriale Bildung und
kritische Erziehungswissenschaft





Zentrale Begriffe




Klafki, kompakt






Bildung,
aus anderer
Perspektive


Wesentliche Vernetzungen mit anderen Themen:

Kohlberg:
Von Kohlberg (s.o.) her gedacht kann Klafkis Methode, Inhalte als würdig für den Schulunterricht zu erweisen, wertvolle Hinweise für die Diskussionen bereit halten, in denen es z.B. in der Kohlbergschen Gemeinschaftsversammlung und deren denkbaren Ausschüssen für Didaktik darum geht, welche Zusammenhänge zu bedenken sind, wenn man in ihnen zu einem rational abgesicherten Ergebnis kommen will. Auf diesem Hintergrund könnten auch Geschäftsordnungen entstehen, die z.B. vor Abschlussentscheidungen verlangen, dass bestimmte Fragestellungen, die Klafki z.B. hinsichtlich Exemplarität, Elementarität und Fundamentalität aufwirft, kontrollierbar miteinbezogen wurden.

Die Akzeptanz solcher Geschäftsordnungen vor Ort würde in dem Maße steigen, wie man sich vor Ort zu ihnen selbst entscheiden könnte. Je mehr sie von oben vorgegeben werden, umso geringer wäre ihre Akzeptanz. Den Mittelweg zwischen solchen Polen erfolgreich zu gehen, macht das Wesen von Demokratie aus.

Unsere aktuelle Bildungsbürokratie traut sich nicht auf diesen Weg, sie traut der Basis vor Ort zu wenig zu. Gleichzeitig hat sie aber auch wenig Zutrauen in sich selbst. Denn mit hinreichend eigenem Zutrauen könnte sie vor Ort in notwendig offenere Diskussionen gehen, dort auf die Kraft ihrer Argumente setzen und dann souverän genug zu sein, auch alternative Wege zuzulassen. Das wäre vorgelebte starke Demokratie. -  Ein Beispiel dafür ist das peinliche Verhalten von Frau Gebauer, als sie der Stadt Solingen den Wechselunterricht in pandemischer Not verbot, den sie wenige Wochen später selbst ebenfalls notgedrungen, aber dann vor allem in politischer Not, anordnete.

Interkuturelle Bildung: Von der Interkulturellen Bildung her gedacht lässt sich die zuvor schon geäußerte Zustimmung zu Klafki, aber auch die Kritik an ihm herleiten. Denn in der Interkulturellen Bildung geht es im Zentrum ja darum, wie zwischen Menschen unterschiedlichster Kulturen und Wahrheitsansprüche ein Weg gefunden wird kann, so resultierende Konflikte letzlich nicht gewalttätig, sondern friedlich rational zu lösen. Dazu muss jede "Partei" ihre Wahrheitsansprüche schleifen und dem vom Thema Freiheit her bekannten Satz zustimmen, dass die Wahrheitsansprüche der einen da aufhören, wo die der anderen beginnen. Das praktisch auszutarieren ist viel schwieriger, als es theoretisch zu fordern. Alles wird aber leichter real, wenn auch die fundamentalen Erkenntnisse nach Klafki von einer gelingenden Praxis real untermauert werden. Ein solch praktisches Fundament im Wechselspiel mit dem theoretischen fordert auch die Interkulturelle Pädagogik.

Produktive Realistätsverarbeitung: Von Hurrelman her gedacht kann die hier zuvor geäußerte Kritik an Klafki bzw. die ein dort geforderte Basierung in gelingender demokratischer Schulpraxis ebenso begründet werden. Denn auch Hurrelmann fordert, das zwischen zwei elementaren Ausgangspolen, nämlich dem Individuationsverlangen einerseits und dem Integrationsverlangen andererseits ein austarierender Prozess ermöglicht werden muss. Dieser muss, sofern Demokrat*innen dabei herauskommen sollen, zu gewährleisten, dass die diesen Prozess durchlaufenden Jugendlichen ihn so erleben, dass sie sagen: Ja, das war erfolgreich erlebte "Selbstorganisation", "produktive Realiätsverarbeitung", "schöpferisch Konstruktion meiner selbst" und ein Beispiel "eigenständiger Lebensführung". Erkennen und Erleben garantieren nur zusammen den nachhaltigeren Lernerfolg.

Auf eine solche Argumentation bauen alle Vernetzungen der Produktiven Realitätsverarbeitung mit Theorien auf, in denen auch zwei Pole in einer Person in ein austariertes Verhältnis gebracht werden müssen. Sie sind zu finden in der Vernetzungzeile der Themenseite zur Produktiven Realitätsverarbeitung.
Kohlberg.htm








Interkulturelle Bildung









Produktive Realitätsverarbeitung
und




Freud
Erikson
Mead